Farbe – als optisches Phänomen – war und ist von überragender Bedeutung für die Kunst von Augusto Giacometti (1877–1947). Umso bedauernswerter ist der Umstand, dass sich viele Staffeleibilder insbesondere seiner Florentiner Schaffenszeit in ihrer Farbigkeit verändert haben und weiterhin verändern. Dass Abbauprozesse in Farbschichten zu Farbtonveränderungen führen können, ist der kunsttechnologischen Forschung längst bekannt, doch die Ursachen solcher Prozesse sind noch nicht vollständig geklärt.
In einer früheren Studie konnte SIK-ISEA an Werken von Giacometti, die Verfärbungen aufweisen, bereits erste Hinweise auf die Ursachen dieser Veränderungen und auf die von ihm verwendeten Tubenfarben gewinnen. Im Rahmen des 2024 gestarteten Forschungsprojekts werden die Untersuchungen fortgesetzt, wobei sich der Fokus auf bleihaltige Pigmente richtet, die an den Verfärbungen massgeblich beteiligt sind. Ausgangspunkt des Projekts ist der Farbkreis (um 1907, Ölfarben auf grundierter Leinwand), Giacomettis Hilfsmittel zum Komponieren mit Farbe, an dem sehr deutlich Verfärbungen erkennbar sind.