Carola Giedion-Welcker zählt zu den wichtigsten Vermittlerinnen der Kunst der klassischen Moderne. Ihr Engagement für Künstler wie Hans Arp, Kurt Schwitters, Paul Klee, Constantin Brancusi und Antoine Pevsner, aber auch James Joyce war für deren Rezeption in Europa wie auch später in den USA entscheidend. Ihre Dissertation widmete Carola Giedion-Welcker der bayerischen Rokokoplastik; 1937 publizierte sie mit Moderne Plastik: Elemente der Wirklichkeit – Masse und Auflockerung ein Standardwerk zur vielfältigen Erscheinungsform dieser Gattung im noch jungen 20. Jahrhundert. Das Buch erfuhr 1955 und 1960 erweiterte Neuauflagen und erschien in englischen Übersetzungen bei Wittenborn & Schultz in New York. 1946 schuf Giedion-Welcker mit Poètes à l’écart / Anthologie der Abseitigen, einem lyrischen Album der Vergessenen und Verkannten, eine kleine Ikone der Buchgeschichte, die in quadratischem Format und mit der Einbandgestaltung von Richard Paul Lohse Massstäbe im Buchdesign setzte. Darauf folgten die grundlegenden Monografien zu Paul Klee (1952), Hans Arp (1957), Constantin Brancusi (1958) und Alfred Jarry (1960) sowie ein gutes Hundert kleinerer Aufsätze in Tageszeitungen, Fachzeitschriften und Büchern.
Der in der Bibliothek von SIK-ISEA erschlossene Bestand umfasst in etwa 2500 Bücher, Ausstellungskataloge, Zeitschriftenbände und Sonderdrucke. Neben einem klassisch kunsthistorisch ausgerichteten Teilbestand, den sich das Ehepaar Giedion im Laufe ihrer Universitätsstudien zulegte, findet sich umfangreiche Literatur zur künstlerischen Avantgarde der Vor- und Nachkriegszeit; etliche dieser Manifeste, Monografien und Ausstellungskataloge gelten heute als Quellenschriften dieser Epoche. Eine Vielzahl der Bände ist mit Widmungen versehen und zeigt Lesespuren von Carola Giedion-Welcker und Sigfried Giedion in Form von Anstreichungen, Annotationen und Buchbeigaben.
Der bei SIK-ISEA befindliche Bestand «Bibliothek Carola Giedion-Welcker» kann über einen Deeplink in swisscovery virtuell zusammengeführt und recherchiert werden. Als über Volltext durchsuchbares Gesamtverzeichnis steht ein PDF zur Verfügung, das Widmungen, annotierte Exemplare sowie Buchbeigaben auflistet.
Ein weiterer umfangreicher Teilbestand der einstigen Bibliothek zu den Arbeitsgebieten von Sigfried Giedion widmet sich der Architektur- und Kulturgeschichte und befindet sich in der Bibliothek des GTA Archivs an der ETH Zürich. Eine Sammlung dadaistischer und surrealistischer Literatur von Carola Giedion-Welcker beherbergt die Universitätsbibliothek - Slavistik, AVL & Vergleichende Sprachwissenschaft. Sämtliche Literatur mit Bezug zu Werk und Person von James Joyce wird in der James Joyce Stiftung Zürich aufbewahrt.