Virtuelle Vitrine

Nachlass Shizuko Yoshikawa

Der Teilnachlass von Shizuko Yoshikawa (1934–2019) wurde 2023 dem Schweizerischen Kunstarchiv (SIK-ISEA) von der Stiftung Shizuko Yoshikawa und Josef Müller-Brockmann geschenkt. Er umfasst zahlreiche Korrespondenzen, darunter Briefe aus Japan sowie Schreiben an und von renommierten Schweizer Kunstschaffenden der Konkreten Kunst wie Max Bill, Richard Paul Lohse und Camille Graeser.

Porträt von Shizuko Yoshikawa, um 1998

Brief von Camille Graeser an Shizuko Yoshikawa, 03.06.1964

Fotografie von Camille Graeser und Shizuko Yoshikawa im Kunsthaus Zürich, 09.05.1964 (Fotograf:in unbekannt)

Brief von Ping-Heng Li an Shizuko Yoshikawa, 02.02.1965

Postkarte von Yoko Fujiu an Shizuko Yoshikawa, um 1971

Brief von Shizuko Yoshikawa an Max Bill, 20.02.1978

Postkarte von Richard Paul Lohse an Shizuko Yoshikawa und Josef Müller-Brockmann, undatiert

Shizuko Yoshikawa wurde 1934 in Ōmuta, Japan, geboren. Ihr erstes Studium in Anglistik absolvierte sie an der Tsuda University in Tokio (1953–1957), wobei ihr Interesse an westlicher Kultur stetig wuchs. Für ihr Zweitstudium in Architektur und Gestaltung besuchte sie ebenfalls eine Universität in Tokio (1958–1961). 1960 war Yoshikawa an der Organisation der World Design Conference in Tokio beteiligt, wo sie bedeutende Kontakte zu Josef Müller-Brockmann und weiteren internationalen Gestalter:innen knüpfen konnte. Diese Kontakte motivierten sie, ihr Studium in Europa fortzusetzen. 1961 studierte sie visuelle Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung in Ulm. Nach dem abgeschlossenen Studium zog sie in die Schweiz, arbeitete zunächst mit Müller-Brockmann zusammen und etablierte sich später als selbstständige Grafikerin. 1967 heirateten Yoshikawa und Müller-Brockmann. Neun Jahre später errichteten sie gemeinsam ein Atelierhaus in Unterengstringen bei Zürich. Im gleichen Jahr begann Yoshikawa mit der Entwicklung ihrer Farbschatten-Reliefgemälde. In den 1970er-Jahren fand sie ihren künstlerischen Stil, der von den Prinzipien der Zürcher Konkreten geprägt war. Yoshikawas Schaffen wurde in zahlreichen Einzelausstellungen sowie internationalen Gruppenausstellungen gewürdigt. Darüber hinaus erhielt sie Aufträge im Bereich der Architektur, Gastprofessuren und verschiedene Auszeichnungen. 

Der Teilnachlass ermöglicht wertvolle Einblicke in die nationalen und internationalen Netzwerke, die Yoshikawa zu Lebzeiten pflegte. Die umfangreiche Korrespondenz umfasst Schreiben sowohl persönlicher als auch beruflicher Natur. Dazu gehören Briefe von bedeutenden Vertretern der Konkreten Kunst wie Max Bill, Richard Paul Lohse und Camille Graeser sowie Briefe aus Japan und anderen Teilen der Welt, die Yoshikawas internationale Verbindungen dokumentieren.

Der Nachlass bietet grosses Potenzial für die kunstwissenschaftliche Forschung: Als Künstlerin der späteren Generation Konkreter Kunst tritt sie in einen Dialog mit den bereits etablierten Positionen. Dabei unterscheidet sich Yoshikawa nicht nur durch ihre aussergewöhnliche Stellung als Frau in dieser Bewegung, sondern auch durch ihre künstlerischen Ansätze. Ihr Schaffen zeichnet sich durch ihre transkulturelle Perspektive aus, die sowohl östliche als auch westliche Einflüsse integriert und somit neue Ansätze innerhalb der Bewegung ermöglicht. Das Zusammenspiel dieser beiden Welten spiegelt sich in ihrer Serie «Zwei Energien» wider. Shizuko Yoshikawas Bildkosmos verbindet nicht nur zwei Kulturen, sondern ist zugleich ein unverzichtbarer Bestandteil der Geschichte der Konkreten Kunst.

Signatur

SIK-ISEA, HNA 320

Konzeption und Durchführung

Michael Schmid, lic. phil., Projektleitung
Isabelle Vuyk, Mitarbeiterin Schweizerisches Kunstarchiv, Einführungstext und Auswahl der Dokumente

Kontakt

Schweizerisches Kunstarchiv
T +41 44 388 51 04
kunstarchiv@sik-isea.ch

Publiziert am 11.03.2025