Seit 2000 befindet sich der schriftliche Nachlass des Luzerner Künstlers Aldo Walker (1938–2000) als Schenkung im Archiv von SIK-ISEA. Auch wenn Walker der internationale Durchbruch verwehrt blieb, gehört er zu den herausragenden Schweizer Künstlern der 1980er-Jahre. Integraler Bestandteil seiner prozess- und konzeptorientierten Arbeiten, deren Anfänge sich bis in die Mitte der 1960er-Jahre zurückverfolgen lassen, ist unter anderem die Ausstellungs-Installation an sich. Damit zeichnet Walker die von Harald Szeemann am deutlichsten artikulierte Tendenz vor, die Grenzen zwischen künstlerischer, kuratorischer und kritischer Position durchlässig zu gestalten. Besonders hervorzuheben ist dabei die von Walker konzipierte Ausstellung im Zürcher Helmhaus (1989), in der er Gemälde und Skulpturen, Alltagsgegenstände und Texte gleichermassen zu einem Streifzug durch die Kunstgeschichte zusammenzieht und so sein bildnerisches Denken anschaulich macht.
In Aldo Walkers schriftlichem Nachlass sind umfangreiche Presseberichte zu seinen Ausstellungen, Dokumentationsmaterial zu Aufträgen sowie Projektpläne und Wettbewerbseingaben erhalten, die eine Annäherung aus rezeptionsgeschichtlicher Perspektive eröffnen. Der Briefwechsel mit Jean-Christophe Ammann, André Vladimir Heiz und Hans Ulrich Reck zeugt überdies von Walkers intensivem intellektuellem Austausch mit Kuratoren und Kunsttheoretikern und gewährt punktuellen Einblick in die Schweizer Kunstszene seit den 1970er-Jahren. Nicht zuletzt im kritischen Austausch mit weiteren Briefpartnern – darunter Walter Grasskamp, Renée Levi oder Christoph Schenker – treibt Aldo Walker seine unermüdliche Reflexion über Zeichen, Kommunikation, Repräsentation und Wahrnehmung voran. Der dialektische Briefwechsel mit Rolf Winnewisser schliesslich dokumentiert die Zusammenarbeit zweier Künstler als symbiotische Werkgenese.
Neben der umfangreichen Werkdokumentation, die anlässlich der Retrospektive im Kunstmuseum Luzern (2006) erstmals publiziert wurde, sind bisher unveröffentlichte kunsttheoretische Manuskripte Walkers für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung besonders aufschlussreich. Darin formulierte Überlegungen lassen in der Zusammenschau mit Filzstiftskizzen auf Pergaminpapier die Entwicklung der in Walkers Spätwerk charakteristischen Bild-Formeln nachvollziehen.
Signatur
SIK-ISEA, HNA 208
Konzeption und Durchführung
Michael Schmid, lic. phil., Projektleitung
Gabrielle Schaad, Mitarbeiterin Schweizerisches Kunstarchiv, Einführungstext und Auswahl Dokumente
Kontakt
Schweizerisches Kunstarchiv
T +41 44 388 51 04
kunstarchiv@sik-isea.ch
Publiziert am 25.11.2009