Emanuel Jacob wächst in Trubschachen im Kanton Bern auf. Schon in frühen Jahren fällt seine zeichnerische Begabung auf, trotzdem verläuft sein Werdegang anfangs mühsam: Die Disziplin und Genauigkeit, die in den Lehrbetrieben gefordert werden, widersprechen seiner Arbeitsweise. Dies hat zur Folge, dass er sich in verschiedenen Lehrberufen versucht, bis er die Ausbildung zum Farbätzer beginnt und diese auch abschliesst. Jacob interessiert sich neben der Malerei auch für das Singen und Schreiben. Im Sommer 1947, den er in Montlaux (F) verbringt, beschliesst er, sich ganz der Malerei zu widmen. Das Schreiben bleibt jedoch ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Er verfasst mehrere Aufsätze, in denen er seine Gedanken zu Kunst und Philosophie aufzeichnet, einige davon werden in den 1950er und 1960er Jahren in der NZZ veröffentlicht. Im Frühjahr 1965 erkrankt Jacob an Krebs, am Heiligabend 1966 erliegt er nach langem Leiden seiner Krankheit.
Im Dokumentenbestand befinden sich Jacobs Tagebücher, die er seit 1943 führt und in denen er unter anderem auch seine künstlerischen Überlegungen und Problemstellungen festhält. Die darin niedergeschriebenen Denkprozesse geben Auskunft über seine Werke und verhelfen zu deren vertieftem Verständnis. Nebst diesen Aufzeichnungen befinden sich auch Jacobs Aufsätze und die Notizen dazu im Nachlass. Seine verschriftlichten Überlegungen stehen immer in enger Verbindung zu der eigenen Kunstproduktion. So beschäftigt er sich beispielsweise in verschiedenen Schriften intensiv mit den Theorien und der Kunst von Paul Klee sowie Wassily Kandinsky, was sich auch in seinen Werken widerspiegelt. Im Bestand finden sich ebenfalls Briefe an und von Curt Burgauer oder auch Andri Peer, die zeigen, dass Jacob in einem regen intellektuellen Austausch steht. Entsprechend Jacobs stetiger Auseinandersetzung mit Theorie und Kunst durchläuft seine Malerei verschiedene Schaffensphasen, über die Jahre kann eine Loslösung vom Gegenständlichen beobachtet werden. Immer wieder erhält er auch Aufträge für Wandbilder wie beispielsweise am zahnärztlichen Institut der Universität Zürich.
Der Teilnachlass befindet sich seit 1981 beziehungsweise 2001 im Schweizerischen Kunstarchiv von SIK-ISEA und deckt den Zeitraum von 1939 bis 1989 ab. Der Bestand umfasst Jacobs handschriftliche Tagebucheinträge, Aufsätze und Notizen sowie maschinelle Abschriften, die von seiner Frau Elisabeth Jacob erstellt wurden. Enthalten sind zudem zahlreiche Korrespondenzen, Lebensläufe, Zeitungsartikel und Unterlagen zu den Ausstellungen Jacobs. Das Bildmaterial im Nachlass zeigt einerseits Werkabbildungen, andererseits finden sich aber auch persönliche Fotos aus Jacobs Privatleben.
Signatur
SIK-ISEA, HNA 27, HNA 211
Konzeption und Durchführung
Michael Schmid, lic. phil., Projektleitung
Mariko Mugwyler, Mitarbeiterin Schweizerisches Kunstarchiv, Einführungstext und Auswahl der Dokumente
Kontakt
Schweizerisches Kunstarchiv
T +41 44 388 51 04
kunstarchiv@sik-isea.ch
Publiziert am 23.08.2022