Seit den 1960er-Jahren dokumentierte der Berner Arzt und Fotograf Peter Friedli (1925–2012) mit seiner Fotokamera das kulturelle und politische Leben in der Bundeshauptstadt und in der Schweiz überhaupt. Im Laufe der Jahre kamen Tausende von Fotografien von Schriftstellern, Musikern, Politikern und Kunstschaffenden zusammen. Während die Fotografien von Schriftstellern im Schweizerischen Literaturarchiv, von Musikern in der Zentralbibliothek Zürich und von Politikern in Berner Archiven versammelt sind, befindet sich im Nachlassarchiv von SIK-ISEA eine Schenkung von über tausend Künstlerporträts.
Die Fotografien von Peter Friedli sind alle schwarz-weiss mit einer Leica-Kamera aufgenommen, ohne Blitz, mit kurzer Belichtungszeit, hochempfindlichem Film und offener Blende. Es sind keine Schnappschüsse – auch wenn Friedli blitzschnell arbeitete und sein Gegenüber oft ‚erwischte’, bevor es sich dessen bewusst wurde –, die Fotografien bieten vielmehr die Möglichkeit, den Menschen hinter dem Gesicht ‚freizulegen’, seinen Charakter, seine Herkunft, auch seine momentane Verfassung. In dieser analytischen Anlage zeigt sich der diagnostische Blick des Arztes, zu dem sich Friedli freimütig bekannte. Niemals sind die Porträtierten jedoch blossgestellt, vielmehr zeigen sie sich mit wachem Blick, einem unverkrampften Lachen, locker und bewegt.
Die Bestände der Fotosammlung umfassen neben Negativstreifen und Abzügen, die in Friedlis Labor entstanden sind, auch Dankesbriefe und Grafiken, in denen sich die Kunstschaffenden für die Zusendung der Bilder bedanken. Von vielen Porträtierten gibt es Fotos, die über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten aufgenommen wurden und die zum Teil von einer ausführlichen Korrespondenz begleitet werden.
Signatur
SIK-ISEA, HNA 256
Konzeption und Durchführung
Michael Schmid, lic. phil., Einführungstext und Auswahl Dokumente
Kontakt
Schweizerisches Kunstarchiv
T +41 44 388 51 04
kunstarchiv@sik-isea.ch
Publiziert am 19.12.2008