Im Sommer 1886 reist der in Mailand und in der Brianza wohnhafte Landschafts-, Stillleben- und Porträtmaler Giovanni Segantini (1858–1899) zusammen mit seiner Familie nach Savognin im Bündnerischen Oberhalbstein und beginnt die Alpenwelt zu malen. 1894 lässt sich Segantini in Maloja nieder und lebt zeitweise in Soglio im Bergell. Mitte der 1890er-Jahre reift in ihm der Wunsch, ein monumentales Engadin-Panorama zu malen und dieses an der Weltausstellung im Jahre 1900 in Paris zu zeigen.
Segantini tritt mit Hoteliers des Oberengadins in Kontakt und stellt 1897 sein Projekt vor, für das er um finanzielle Unterstützung wirbt. Ein Komitee beginnt, sich mit der Finanzierung des Engagdin-Panoramas und mit geschätzten Kosten von über 1.5 Mio Schweizerfranken zu beschäftigen, während Segantini und sein Schüler Giovanni Giacometti sich über die Herausforderungen einer Realisierung beraten: In einem 25m hohen zylinderförmigen Gebäude mit einem Durchmesser von 40m will Segantini ein 20m hohes Gemälde mit einem Umfang von 220m verwirklichen, das die Bergketten von Bernina bis Albula und die Dörfer des Oberengadins zeigen soll. Im Zentrum soll ein Berggipfel von allein 75m Breite und 16m Höhe stehen.
Das Komitee kommt allerdings schon nach einem Jahr zum Schluss, dass die finanziellen Risiken zu unwägbar bleiben und spricht sich gegen eine Unterstützung aus. Segantini ändert in der Folge sein Projekt mehrfach. Anstelle eines Panoramas entsteht schliesslich das berühmte Alpentriptychon – heute im Segantini-Museum in St. Moritz ausgestellt –, das allerdings wegen Segantinis überraschendem Tod 1899 unvollendet bleibt. Die im Nachlassarchiv verwahrten Dokumente zur Entstehung des Engadin-Panoramas umfassen unter anderem Briefe und Telegramme aus den Jahren 1897 bis 1898, die Giovanni Segantini an Rudolf Bavier, Hotelier und Vorsitzender des Komitees, geschrieben hat.
Signatur
SIK-ISEA, HNA 14
SIK-ISEA, HNA 19
Konzeption und Durchführung
Michael Schmid, lic. phil., Einführungstext und Auswahl Dokumente
Kontakt
Schweizerisches Kunstarchiv
T +41 44 388 51 04
kunstarchiv@sik-isea.ch
Publiziert am 8.10.2008