Die Galerie Silvia Steiner (gegründet 1967, geschlossen 2012) ist während ihres 45-jährigen Bestehens eine wichtige Kunstinstitution in Biel. Sie nimmt eine bedeutende Funktion im städtischen Kulturgeschehen ein. In einer Zeit ohne Kunstmuseum in der Stadt und als die Städtische Galerie unter der Leitung von Harald Szeemann geschlossen wird, gründet Silvia Steiner die Galerie unter dem Namen Galerie 57 an der Adresse Seevorstadt 57. Die einstige Künstlerin verschreibt sich der Kunstvermittlung. Sie bietet vor allem jungen und eher unbekannten Kunstschaffenden eine Plattform, doch sie präsentiert auch bereits erfolgreiche Künstler wie Meret Oppenheim, Martin Disler oder Alois Lichtsteiner. Viele Künstler stellen wiederholt in der Galerie aus, was oft mit der persönlichen Verbundenheit der Künstler mit Silvia Steiner begründet wird. Der Galeristin gelingt die Führung einer erfolgreichen Institution abseits der grossen Kunstzentren. Sie sieht Biel als Chance, das Ausstellungsprogramm frei zu gestalten, ohne sich ein eng definiertes Profil geben zu müssen. In Einzel- und Gruppenausstellungen zeigt die Galerie Zeichnung, Malerei oder Skulptur verschiedenster Künstler: Alfred Hofkunst, Otto Tschumi, Gian Pedretti, Lis Kocher, Schang Hutter, Ise Schwartz, Marc-Antoine Fehr, M.S. Bastian usw. Mit Kinderbuchvernissagen von Jörg Müller und Jörg Steiner gelingt es ausserdem, das Besucherpublikum zu erweitern. Selbst wenn Künstler zum wiederholten Mal in der Galerie ausstellen, wird der Abwechslungsreichtum der Präsentationen und des Programms von der regionalen und nationalen Presse gelobt.
Die fast 300 Ausstellungen werden von Silvia Steiner sorgfältig in chronologischer Abfolge dokumentiert. Die Einladungskarten und Pressetexte werden oft durch Abschriften von Vernissage-Reden, Preislisten, Ausstellungsansichten oder Werkabbildungen ergänzt. Die Dokumentation der Ausstellungstätigkeit geht nach dem Tod von Silvia Steiner und der Schliessung der Galerie als Schenkung ans Schweizerische Kunstarchiv über. Hervorzuheben ist die ausführliche und vollständige Dokumentation der Aktivität über die gesamte Zeit des Galeriebetriebs hinweg. Dadurch lässt sich die Entwicklung vieler Künstler nachverfolgen. Anhand der erhaltenen Preislisten von ausgestellten Werken lassen sich Künstlerkarrieren rekonstruieren, und die zahlreichen Ausstellungsansichten zeigen verschiedene Schaffensphasen der Künstler.
Obwohl im Nachlass kaum persönliche Dokumente enthalten sind, spiegelt der Nachlass doch die intensive Förderung junger Künstler und die Pflege bestehender Beziehungen. Vernissage-Fotografien, welche die Bieler Kunstszene vergegenwärtigen, zeigen überdies das von Silvia Steiner mit Disziplin und Neugierde verfolgte Ziel, der zeitgenössischen Kunst eine Bühne zu schaffen.
Signatur
SIK-ISEA, HNA 293
Konzeption und Durchführung
Michael Schmid, lic. phil., Projektleitung
Rebecca Birrer, Mitarbeiterin Schweizerisches Kunstarchiv, Einführungstext und Auswahl Dokumente
Kontakt
Schweizerisches Kunstarchiv
T +41 44 388 51 04
kunstarchiv@sik-isea.ch
Publiziert am 04.07.2014