André Kamber wächst in Oensingen auf, besucht die Kantonsschule in Solothurn und wird zunächst Primarlehrer. Er beginnt bereits in jungen Jahren Druckgrafik zu sammeln und absolviert Praktika bei der Galerie Beyeler in Basel. Als Mitglied der Kulturpflege des Kantons Solothurn nimmt er Einsitz in die von ihm ins Leben gerufene Kulturkommission und richtet das Museum der Stadt Solothurn unter der Bezeichnung Kunstmuseum Solothurn ab 1978 als Leiter und Konservator neu aus. Kamber stellt nicht nur das Zeigen und Vermitteln der Sammlung, sondern insbesondere Gegenwartskunst und Kunstschaffen der Region sowie der ganzen Schweiz in den Vordergrund. Als Museumsdirektor anerkennt er die Arbeit von vielen Kunstschaffenden, denen er erste museale Präsentationen ermöglicht. Kamber organisiert zwischen 1972 und 1997 über 230 Ausstellungen im Kunstmuseum Solothurn. Als Beobachter und Akteur fördert er Neues und Altes. So macht Kamber der Öffentlichkeit die Dübi-Müller Stiftung, die Josef Müller Stiftung und die Max Gubler Stiftung als lokales Kulturgut in der Solothurner Kunstsammlung zugänglich. Zum Bestand der Stiftungen von Josef Müller und Gertrud Dübi-Müller gehören unter anderem zahlreiche Werke von Cuno Amiet und Ferdinand Hodler, die beide eng mit dem Kanton Solothurn verbunden sind.
Der dokumentarische Nachlass weist Forschungspotenzial sowohl für Interessierte an der museologischen Praxis Kambers als auch am Schweizer Kunstschaffen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und des beginnenden 21. Jahrhunderts auf. Der Bestand gibt nicht nur sein Schaffen als Leiter und Konservator des Kunstmuseums Solothurn wieder, sondern bietet ferner Einblick in das Innere der Schweizer Kunstszene. 2021 wird der Teilnachlass dem Schweizerischen Kunstarchiv als Schenkung übergeben und enthält zahlreiche Dokumentationen von in der Schweiz und im Ausland lebenden Kunstschaffenden, die Kamber archivarisch zusammengetragen hat. Darin befinden sich Zeichnungen, Briefe, Postkarten, Fotografien, Einladungskarten und Vorarbeiten zu Ausstellungskatalogen sowie Korrespondenz zum Beispiel von Jean Tinguely, Bernhard Luginbühl, Franz Eggenschwiler, Eva Aeppli oder André Thomkins. Hinzu kommen Dokumentationen zu Autoren wie Hermann Hesse oder Peter Bichsel, bestehend aus Korrespondenz, Zeitungsartikeln, Fotografien und Dokumenten mit Werkcharakter. Weiter umfasst der Nachlass Materialien zu Kambers Tätigkeit am Kunstmuseum Solothurn sowie dessen Würdigung mit der Abschlussausstellung «das Kamberorchester». Neben Publikationen, an denen Kamber mitgewirkt hat, werden auch seine privaten Künstlerbücher gezeigt. Ausserdem erfolgt eine Auseinandersetzung mit der Sammlungsgeschichte der Institution und Fotos von Veranstaltungen des Hauses.
Signatur
SIK-ISEA, HNA 317
Konzeption und Durchführung
Michael Schmid, lic. phil., Projektleitung
Geena Gadient, Mitarbeiterin Schweizerisches Kunstarchiv, Einführungstext und Auswahl der Dokumente
Kontakt
Schweizerisches Kunstarchiv
T +41 44 388 51 04
kunstarchiv@sik-isea.ch